06 Der König
Nicht umsonst trägt König August II. den Beinamen „der Starke“. So soll er 1711, im Alter von 40 Jahren, ein Hufeisen mit bloßen Händen zerbrochen haben. Noch heute ist dieses in der Rüstkammer im Residenzschloss zu sehen. Und auch künstlerisch ließ sich der König als „sächsischer Herkules“ inszenieren. In dem Porträt, das Sie hier sehen, trägt August einen mit Leopardenfell besetzten Mantel: eine Anspielung auf den mythischen Helden Herkules, der den unverwundbaren Nemeischen Löwen erlegt hatte und seitdem dessen Fell als Umhang trug.
Gerüchte kursierten außerdem über die Zeugungsfähigkeit des Wettiners: Weit über 300 Kinder wurden ihm nachgesagt. Historisch gesichert ist die Existenz von neun Kindern. Sie stammten allerdings von sechs verschiedenen Frauen, sodass in den Legenden ein Funken Wahrheit steckt.
Verheiratet war August mit Christiane Eberhardine, der Markgräfin von Bayreuth aus dem Haus Hohenzollern. Ihr Porträt ist rechts neben dem Bildnis ihres Gatten zu sehen. Das einzige gemeinsame Kind des Kurfürstenpaares war ein Sohn – Kurprinz Friedrich August, später König August III. Alle weiteren Nachkommen zeugte August der Starke außerehelich mit seinen Mätressen: Allein drei Kinder brachte die Gräfin Cosel zur Welt, deren Bild hier ebenfalls vertreten ist.
Nach der Geburt des Thronfolgers zog sich Christiane Eberhardine mit diesem vom Dresdner Hof zurück. Da er die Herrschaft des Vaters in Polen und Sachsen fortsetzen sollte, brachte August seinen Sohn – entgegen dem Willen seiner streng protestantischen Frau – ebenfalls zur Annahme des katholischen Glaubens.
Als Braut für den Kurprinzen gewann man eine Prinzessin von höchstem Rang: Maria Josepha, Erzherzogin von Österreich und Tochter des habsburgischen Kaisers. Durch diese Verbindung schien für das wettinische Haus sogar der Aufstieg zum Kaisertum möglich!
Die Hochzeitsfeierlichkeiten im September 1719 wurden zum Inbegriff barocker Prachtentfaltung. Vier Wochen lang begeisterten Turniere, Paraden, Feuerwerke und Gondelfahrten in und um Dresden die angereisten Gäste. Zu den wichtigsten Veranstaltungsorten gehörte der eigens für das Hochzeitsfest ausgebaute Zwinger.
Aus der langen Ehe Friedrich Augusts mit Maria Josepha gingen insgesamt 15 Kinder hervor. Nach dem Tod des Vaters am 1. Februar 1733 übernahm er die Kurwürde und 1734 als König August III. den polnischen Thron.
Doch zu Beginn des Siebenjährigen Krieges im Jahr 1756 musste der König zusammen mit seinem Premierminister Heinrich von Brühl vor den anrückenden preußischen Truppen auf die Festung Königstein fliehen. Erst im April 1763 kehrte er aus dem anschließenden polnischen Exil in ein politisch, militärisch und wirtschaftlich zerrüttetes Sachsen und in seine stark zerstörte Residenz Dresden zurück.
Sein Tod am 5. Oktober 1763 beendete die sächsisch-polnische Union und zugleich das sogenannte Augusteische Zeitalter. Kurfürst Friedrich Christian ging mit großer Tatkraft an den Wiederaufbau seines Landes, fiel jedoch nach nur 74 Tagen im Amt der Pockenkrankheit zum Opfer. Die Stabilisierung und Erneuerung Kursachsens schritten dennoch weiter voran.