09 Kreative und Innovatoren
Im 17. und 18. Jahrhundert war die Gesellschaft in mehrere Stände unterteilt.. Dass zwischen den einzelnen sozialen Gruppen eine feste Verteilung der Macht, der Rechte und Pflichten herrschte, galt als Ausdruck der gottgewollten Ordnung. Traditionell nahm in dieser Hierarchie die Geistlichkeit den obersten Rang ein, gefolgt vom Adel. Der sogenannte Dritte Stand, der sich aus Bürgern, Bauern, Soldaten, Kaufleuten und Handwerkern zusammensetzte, machte den größten Teil der Bevölkerung aus. Sie allein zahlten Steuern und den Kirchenzehnten, mussten Fron- und Militärdienst leisten, besaßen aber nur einen geringen Teil des Grundbesitzes.
In Dresden, einer Residenzstadt, war der Dritte Stand ganz auf den Hof bezogen: Seine Angehörigen waren Beamte und Hausdiener oder Kunsthandwerker, die ihre Erzeugnisse an den Adel lieferten. Die große Nachfrage des Hofes nach Luxusgütern beförderte auch das qualitative Niveau der Produkte. Damit wurde der Grundstein für die Kreativität und Innovationsfreude von Handwerk, Handel und Gewerbe in Sachsen gelegt.
So gilt Dresden etwa als Wiege der Porzellanherstellung in Europa. Der Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger entdeckte die Rezeptur zufällig – eigentlich hatte er versucht, Gold herzustellen. Bis dahin konnte das an den europäischen Adelshöfen sehr gefragte „weiße Gold“ nur aus China oder Japan importiert werden. Sobald das Herstellungsverfahren ausgereift war, gründete August der Starke 1710 die „Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur“ mit Produktionssitz in Meißen. Heute ist das „Meissener Porzellan“ eine Weltmarke.
Als kultureller Mittelpunkt der Residenzstadt galt der Dresdner Hof. Bereits anerkannte Künstler konnten dorthin berufen und für viele Jahre gebunden werden – so auch Balthasar Permoser, der als Hofbildhauer zusammen mit dem Architekten Matthäus Daniel Pöppelmann ein kreatives Duo bildete. Für den von Pöppelmann entworfenen Zwinger schuf Permoser zahlreiche Skulpturen, die eine neuartige Ausdruckskraft besaßen. Hofjuwelier Augusts des Starken war seit 1698 Johann Melchior Dinglinger. Seine unvergleichlichen Werke wie das „Goldene Kaffeezeug“ gehören heute zu den Prunkstücken des „Grünen Gewölbes“.
Eine ebenfalls herausragende Persönlichkeit war Johann Georg Palitzsch, der in dem kleinen Bauerndorf Prohlis, einem heutigen Dresdner Stadtteil, einen Hof bewirtschaftete. Palitzsch besaß umfangreiche botanische, physikalische und astronomische Kenntnisse und wurde 1758 durch die erste Entdeckung des erwarteten Halleyschen Kometen europaweit in Gelehrtenkreisen bekannt.
Neben Palitzsch, Böttger, Permoser und Dinglinger haben viele weitere Menschen nachhaltige Spuren im Kunstleben der Stadt und in der sächsischen Wirtschaft hinterlassen. Einige von ihnen können Sie gleich im Panorama entdecken.